Ausstellung
10. – 25. Juni
2021
Port21
Uferstrasse 40
4057 Basel
Smart Contract
Der objekthafte Leuchtkasten von Roman Bichsel erscheint auf den ersten Blick einem Snackautomaten zum Verwechseln ähnlich. Aufgrund seiner realistisch anmutenden Größe verleitet die Arbeit vorbeiziehende Menschen, eine Süßigkeit zu erwerben. Im Titel verweist Roman Bichsel auf Computerprotokolle, die als digitale Verträge auf Blockchain-Technologien basieren.
Ähnlich wie bei der Digitalisierung solcher Arbeitsprozesse ist auch der Ablauf bei dem Automaten nach festen Parametern strukturiert: Nach Einwurf des Produktpreises fällt ein Snack heraus. Hierfür bedarf es ähnlich wie in der digitalisiert-automatisierten Arbeitswelt keiner weiteren menschlichen Interaktion mehr.
Der Pionier Vitalik Buterin hat seine digitale blockchainbasierte «Smart Contract» Technologie zur Verdeutlichung einst mit einem Snackautomaten verglichen. Der Snackautomat trägt beispielsweise die Produktpreise als feste Parameter in sich. Sobald der Nutzer genügend Münzen eingeworfen und den definierten Preis erreicht hat, erfolgt die automatische Ausgabe des entsprechenden Snacks. Bei diesem Prozess ist kein weiterer Mensch, respektive keine Zwischeninstanz, erforderlich.
Die sogenannten «Smart Contracts» basieren auf dem gleichen Prinzip. Werden die festgelegten Parameter erreicht, erfolgt eine automatische Aktion. Für Mietkautionsabwicklungen zum Beispiel werden zukünftig keine Banken beziehungsweise Bankmitarbeiter mehr nötig sein. Automatische rein digitale «Smart Contracts» werden dafür ausreichen.
Normal
Mit rund 800'000 betroffenen Personen, haben Angst- und Panikstörungen in der Schweiz eine ernstzunehmende Dimension angenommen. Etwa jede zehnte Person hat es mit einer Form dieser Erkrankung zu tun und fast jede fünfte Person leidet mindestens einmal im Leben unter sehr starken, meist anhaltenden, Ängsten. Wer von einer Panikattacke überrollt wird, empfindet hoch konzentrierte pure Angst.
Als typische Symptome werden unter anderen Herzrasen, Atemnot, Hyperventilation, Kribbelgefühle, Schwindel, Kopfdruck, Angstgedanken («Das ist ein Herzinfarkt», «Ich werde gleich sterben», «Ich verliere den Verstand»), Depersonalisationsgefühle, Derealisationserleben genannt.
Im Bestreben dieses bodenlose Entsetzen nie mehr zu erleben, beginnen die Betroffenen, vermeintlich angstauslösende Situationen oder Objekte sicherheitshalber zu vermeiden. Jede «erfolgreiche» Sicherheitsmassnahme verstärkt das – kontraproduktive – Vermeidungsverhalten und führt laufend zu weiteren Einschränkungen. Folglich bewegen sich Angstpatienten im Alltag irgendwann nur noch in ganz engen Bahnen.
Mit der vorliegenden fotografischen Arbeit nehme ich Bezug auf die Thematik des gleichnamigen Schweizer Dokumentarfilms. Ich möchte mich damit gerne am Dialog beteiligen und versuche durch eine abstrahiert-dokumentarische Bildsprache einen neuen Zugang zu schaffen. Die sehr schlicht gehaltenen Bilder mit den unscheinbar und vielleicht etwas hilflos wirkenden Objekten, erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Analog zur Realität wird die Wucht der Vermeidungsspirale erst durch eine eingehendere Auseinandersetzung sichtbar:
Die bedrohliche Ungewissheit, vielleicht den Verstand zu verlieren, wird dadurch vermieden, sich immer wieder den Buchtitel «Kognitive Neurobiologie» ins Gedächtnis zu rufen. Solange man sich an diesen eher komplizierten Begriff, und viele weitere «Kontrollbegriffe», erinnern kann, besteht kein Grund zur Sorge. Solchen vermeintlich beruhigenden «Selbsttests» ist kein Ende gesetzt. Zur Beruhigung testet man beispielsweise auch laufend die Motorik der Hände.
Es wird ausserdem alles vermieden, was möglicherweise zum Panikauslöser werden könnte. Selbst eine kleine Mandel von Schokolade umhüllt wird innerlich zur grossen Gefahr erklärt, also gemieden. Zu wenig Flüssigkeit könnte gefährlich sein, die Wasserzufuhr wird dadurch zu einer ständigen Beschäftigung. Sport wird zum Zwang, denn mangelnde Bewegung könnte «sehr gefährlich» sein. Notfallmedikamente und Notfallzettel sind immer in Griffnähe, um jederzeit gegen die ständig lauernde «Gefahr» gewappnet zu sein.
Cipher
Bei Cipher handelt es sich um eine Geheimschrift für Bilder. Das Ausgangsbild wird digital visuell in seiner Essenz zerlegt und die Pixel fluid neu verteilt. Liegt ein solches Cipher-Bild vor und ist der Schlüssel bekannt, kann das Bild wieder decodiert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Die Arbeit ist sowohl Hommage als auch Kritik an die gegenwärtige Cryptobewegung.
Zucker
«Zucker» ist wohl die zugänglichste Reihe. In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der Geruch von über 20kg dieses Gummizeugs. Und dass es teilweise günstiger ist als Brot. Aber das sind nur ein paar von vielen Lesearten. Was mich bei der Arbeit visuell beschäftigt hat ist, ob ein Rauschen ein Bild sein kann und wie sich die Abstraktionen verhalten.
Ausstellung
10. – 25. Juni
2021
Port21
Uferstrasse 40
4057 Basel
Smart Contract
Der objekthafte Leuchtkasten von Roman Bichsel erscheint auf den ersten Blick einem Snackautomaten zum Verwechseln ähnlich. Aufgrund seiner realistisch anmutenden Größe verleitet die Arbeit vorbeiziehende Menschen, eine Süßigkeit zu erwerben. Im Titel verweist Roman Bichsel auf Computerprotokolle, die als digitale Verträge auf Blockchain-Technologien basieren.
Ähnlich wie bei der Digitalisierung solcher Arbeitsprozesse ist auch der Ablauf bei dem Automaten nach festen Parametern strukturiert: Nach Einwurf des Produktpreises fällt ein Snack heraus. Hierfür bedarf es ähnlich wie in der digitalisiert-automatisierten Arbeitswelt keiner weiteren menschlichen Interaktion mehr.
Der Pionier Vitalik Buterin hat seine digitale blockchainbasierte «Smart Contract» Technologie zur Verdeutlichung einst mit einem Snackautomaten verglichen. Der Snackautomat trägt beispielsweise die Produktpreise als feste Parameter in sich. Sobald der Nutzer genügend Münzen eingeworfen und den definierten Preis erreicht hat, erfolgt die automatische Ausgabe des entsprechenden Snacks. Bei diesem Prozess ist kein weiterer Mensch, respektive keine Zwischeninstanz, erforderlich.
Die sogenannten «Smart Contracts» basieren auf dem gleichen Prinzip. Werden die festgelegten Parameter erreicht, erfolgt eine automatische Aktion. Für Mietkautionsabwicklungen zum Beispiel werden zukünftig keine Banken beziehungsweise Bankmitarbeiter mehr nötig sein. Automatische rein digitale «Smart Contracts» werden dafür ausreichen.
Normal
Mit rund 800'000 betroffenen Personen, haben Angst- und Panikstörungen in der Schweiz eine ernstzunehmende Dimension angenommen. Etwa jede zehnte Person hat es mit einer Form dieser Erkrankung zu tun und fast jede fünfte Person leidet mindestens einmal im Leben unter sehr starken, meist anhaltenden, Ängsten. Wer von einer Panikattacke überrollt wird, empfindet hoch konzentrierte pure Angst.
Als typische Symptome werden unter anderen Herzrasen, Atemnot, Hyperventilation, Kribbelgefühle, Schwindel, Kopfdruck, Angstgedanken («Das ist ein Herzinfarkt», «Ich werde gleich sterben», «Ich verliere den Verstand»), Depersonalisationsgefühle, Derealisationserleben genannt.
Im Bestreben dieses bodenlose Entsetzen nie mehr zu erleben, beginnen die Betroffenen, vermeintlich angstauslösende Situationen oder Objekte sicherheitshalber zu vermeiden. Jede «erfolgreiche» Sicherheitsmassnahme verstärkt das – kontraproduktive – Vermeidungsverhalten und führt laufend zu weiteren Einschränkungen. Folglich bewegen sich Angstpatienten im Alltag irgendwann nur noch in ganz engen Bahnen.
Mit der vorliegenden fotografischen Arbeit nehme ich Bezug auf die Thematik des gleichnamigen Schweizer Dokumentarfilms. Ich möchte mich damit gerne am Dialog beteiligen und versuche durch eine abstrahiert-dokumentarische Bildsprache einen neuen Zugang zu schaffen. Die sehr schlicht gehaltenen Bilder mit den unscheinbar und vielleicht etwas hilflos wirkenden Objekten, erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Analog zur Realität wird die Wucht der Vermeidungsspirale erst durch eine eingehendere Auseinandersetzung sichtbar:
Die bedrohliche Ungewissheit, vielleicht den Verstand zu verlieren, wird dadurch vermieden, sich immer wieder den Buchtitel «Kognitive Neurobiologie» ins Gedächtnis zu rufen. Solange man sich an diesen eher komplizierten Begriff, und viele weitere «Kontrollbegriffe», erinnern kann, besteht kein Grund zur Sorge. Solchen vermeintlich beruhigenden «Selbsttests» ist kein Ende gesetzt. Zur Beruhigung testet man beispielsweise auch laufend die Motorik der Hände.
Es wird ausserdem alles vermieden, was möglicherweise zum Panikauslöser werden könnte. Selbst eine kleine Mandel von Schokolade umhüllt wird innerlich zur grossen Gefahr erklärt, also gemieden. Zu wenig Flüssigkeit könnte gefährlich sein, die Wasserzufuhr wird dadurch zu einer ständigen Beschäftigung. Sport wird zum Zwang, denn mangelnde Bewegung könnte «sehr gefährlich» sein. Notfallmedikamente und Notfallzettel sind immer in Griffnähe, um jederzeit gegen die ständig lauernde «Gefahr» gewappnet zu sein.
Cipher
Bei Cipher handelt es sich um eine Geheimschrift für Bilder. Das Ausgangsbild wird digital visuell in seiner Essenz zerlegt und die Pixel fluid neu verteilt. Liegt ein solches Cipher-Bild vor und ist der Schlüssel bekannt, kann das Bild wieder decodiert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Die Arbeit ist sowohl Hommage als auch Kritik an die gegenwärtige Cryptobewegung.
Zucker
«Zucker» ist wohl die zugänglichste Reihe. In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der Geruch von über 20kg dieses Gummizeugs. Und dass es teilweise günstiger ist als Brot. Aber das sind nur ein paar von vielen Lesearten. Was mich bei der Arbeit visuell beschäftigt hat ist, ob ein Rauschen ein Bild sein kann und wie sich die Abstraktionen verhalten.
© 2024 Roman Bichsel